Welcher Reifen bekommt denn Ihre Rose? Der Sommer-, der Winter- oder der Ganzjahresreifen? Wir helfen bei der Entscheidung
Jedes Jahr zum Wechsel von Winter auf Frühling oder von Herbst auf Winter steht er an: der Reifenwechsel. Die Kosten und den Termin in der Werkstatt würden sich viele gerne sparen – ebenso wie die Ausgaben für einen zweiten Satz Autoreifen. Doch für welchen Reifen sollen Sie sich entscheiden? Ganzjahresreifen scheinen in diesem Fall Ausweg und Lösung zugleich. Doch kann man auch seine Sommerreifen im Winter fahren? Gibt es Sommerreifen, die auch für den Winter zugelassen sind? Für welches Fahrverhalten stellen Ganzjahresreifen eine Alternative dar?
Übersicht:
- Warum Sommerreifen und Winterreifen fahren?
- Sommerreifen im Winter: Unter welchen Bedingungen ist das erlaubt?
- Winterreifen im Sommer fahren: Ist das erlaubt?
- Wann kann das Fahren von Ganzjahresreifen eine Alternative sein?
Warum Sommerreifen im Sommer und Winterreifen im Winter fahren?
Um auch bei erschwerten Straßenverhältnissen höchstmögliche Kontrolle über das Fahrzeug ausüben zu können, ist die Bereifung entscheidend. Da die Temperatur des Straßenbelags die Belastbarkeit des Autoreifens direkt beeinflusst und vor große Herausforderungen stellt, gibt es für beide Temperaturextreme entsprechende Gummimischungen. Hohe Temperaturen stellen den Reifen vor vollkommen andere Herausforderungen, als etwa Schnee oder Reifglätte. Um auch bei hohen Temperaturen im Sommer bestmöglichen Grip und präzises Lenken ermöglichen zu können, wird bei Sommerreifen eine deutlich härtere Gummimischung als bei Winterreifen verwendet. Somit behalten sie auch bei bei erhöhter Reibung und auf aufgeheizten Straßen ihre strukturelle Integrität. Weiterhin besteht der Unterschied von Sommerreifen und Winterreifen im Profilaufbau: Im Gegensatz zu Winterreifen verfügen Sommerreifen über eine gleichmäßige Struktur, die dazu dient Regenwasser vom Reifen abzuführen.
Sommerreifen im Winter: Unter welchen Bedingungen ist das erlaubt?
Werden Sommerreifen im Winter gefahren, ist die Gummimischung zu hart, um die notwendige Traktion zu gewährleisten. Außerdem haftet das auch für nasse Fahrbahnen ausgelegte Profil auf vereisten Straßen deutlich schlechter. Bereits seit 2010 besteht deshalb in Deutschland eine situative Winterreifenpflicht. Konkret bedeutet dies, dass in Deutschland Winterreifen nicht während eines bestimmten Zeitraums, sondern bei bestimmten Wetterverhältnissen Pflicht am Fahrzeug sind. Hierzu zählen „Glatteis, Schneematsch, Reif- oder Eisglätte“. Autofahrer, die unter diesen Bedingungen mit Sommerreifen fahren, machen sich strafbar und gefährden darüber hinaus sich und ihre Beifahrer.
Doch kann man auch seine Winterreifen im Sommer fahren?
Umgekehrt gilt dies nicht: Wer im Sommer mit Winterreifen fahren möchte, dem steht dies frei. Allerdings sollten Sie auch in diesem Fall abwägen, ob Sie tatsächlich Winterreifen im Sommer fahren wollen. Wir verraten Ihnen, welche Argumente dafür und welche dagegen sprechen.
Winterreifen im Sommer fahren: Ist das erlaubt?
Entscheiden sich Autofahrer dazu, ihre Winterreifen im Sommer fahren zu wollen, hat dies häufig einen bestimmten Grund: Sparsamkeit. Ob Sinn macht, aus Sparsamkeit die Winterreifen über den Winter hinaus auch im Sommer zu fahren, sei erst einmal dahingestellt.
Macht es Sinn, Winterreifen im Sommer zu fahren?
Der Gesetzgeber verbietet die Nutzung von Winterreifen im Sommer nicht. Allerdings gilt hier, was auch auf Sommerreifen zutrifft: Gummimischung und Aufbau der Reifenprofile sind auf bestimmte Temperaturbereiche ausgelegt. Ein erhöhter Kautschukanteil in Winterreifen garantiert auch bei niedrigen Temperaturen einen starken Grip und verhindert ein Versteifen stark beanspruchter Profilbereiche. Im Sommer wiederum verlangen die Temperaturen genau das. Werden Winterreifen im Sommer gefahren, wird das Fahrverhalten deutlich unzuverlässiger. Es ist wie mit einem zu niedrigen Reifendruck: das Fahrzeug liegt nicht sicher auf der Straße und fährt sich „schwammig“.
Wenn die Restprofiltiefe zusätzlich grenzwertig ist, läuft der Autofahrer außerdem Gefahr, auf nassem Untergrund verstärkt mit Aquaplaning zu kämpfen. Die Reifenprofile sind häufig so weit abgenutzt, dass überschüssiges Wasser kaum vom Reifen abgeführt werden kann. Zusammen mit der weicheren Gummimischung des Reifens führt dies zu deutlich längeren Bremswegen: Ist der Reifen zu weich, gibt er bei Bremsungen verstärkt nach. Die beim Bremsvorgang freigesetzte Energie geht statt auf die Bremsbeläge direkt auf den Reifen über. Bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h ist der Bremsweg laut ADAC häufig 16 Meter länger als bei einem Sommerreifen. Hinzu kommt dass, bedingt durch die weichere Gummimischung, die Auflagefläche des Reifens auf der Straße deutlich höher ist und hierfür zusätzliche Energie benötigt wird. Die Folge ist ein höherer Benzinverbrauch als bei Sommerreifen. Je nach der zurückzulegenden Strecke, zahlt der sparsame Autofahrer auf Winterreifen im Sommer letztendlich mehr für Benzin als der Autofahrer auf Sommerreifen.
Wann kann das Fahren von Ganzjahresreifen eine Alternative sein?
Autofahrer, die in einer Region Deutschlands leben, in der im Winter nur sporadisch Schnee fällt oder die in erster Linie ihr Fahrzeug im Stadtverkehr verwenden, sind häufig geneigt, das Jahr über nur einen Satz Autoreifen zu fahren. Wie oben aufgeführt, sollte in diesem Fall allerdings weder ein Sommer-, noch ein Winterreifen gewählt werden, da das Fahren auf Sommerreifen im Winter bei winterlichen Verhältnissen strafbar ist und Winterreifen im Sommer nur bedingt die Ansprüche an eine geeignete Bereifung erfüllen können. Hier liegt es nahe, einen Ganzjahresreifen (auch: Allwetterreifen) zu wählen. Inzwischen bietet eine Vielzahl an Herstellern Autoreifen an, die das ganze Jahr über gefahren werden dürfen und somit eine "All Season Lösung" versprechen. Doch wann Ganzjahresreifen bzw. Allwetterreifen tatsächlich eine Alternative sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Seit dem 1. Januar 2018 müssen alle produzierten Allwetterreifen, ebenso wie Winterreifen, das Schneeflocken-Symbol (oder: 3PMSF) vorweisen. Mit diesem Symbol wird dem Autofahrer garantiert, dass der Reifen des Herstellers den Anforderungen des europäischen Markts entspricht. Die Gummimischung von All-Season-Reifen ist sowohl für milde Wintertage, als auch für kühle Sommertage ausgelegt. Das bedeutet, dass Ganzjahresreifen weder so weich wie Winterreifen, noch so hart wie Sommerreifen sind. Sie sind somit ein Kompromiss aus beiden Reifenarten. Dessen sollte man sich stets bewusst sein, da Ganzjahresreifen aus diesem Grund bei beiden Temperaturextremen natürlich nicht die gleiche Leistung wie die entsprechenden Spezialreifen bieten.
Für welches Fahrverhalten stellen Ganzjahresreifen eine Alternative dar?
Treten entsprechende Wetterextreme in Ihrer Region nur selten auf oder sind Sie überwiegend im Stadtverkehr unterwegs, können Allwetterreifen eine Alternative für Sie darstellen. Zu beachten ist lediglich, dass die spezielle Gummimischung von Ganzjahresreifen stärker als die von Winterreifen (im Winter) und die von Sommerreifen (im Sommer) beansprucht wird. Mit Ganzjahresreifen wird somit häufiger ein Wechsel der Bereifung notwendig sein.